Der ernsthafte Beginn
Nach zirka zehn Kurseinheiten waren meine Kollegen und ich endlich reif für die PE-Prüfung. Zumindest sah es der festgelegte Zeitplan der Golfschule so vor. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass auch nur einer von uns ein PE-Zertifikat erhalten durfte. Allesamt waren wir zwar sehr bemüht, jedoch verglichen mit anderen Golfern stellten wir ein beträchtliches Hindernis dar. Von zehn Bällen auf der Drivingrange flogen fünf in irgendeine nicht geplante Richtung, drei kamen auf zirka fünfzig bis fünfundsiebzig Meter und zwei darüber hinaus. Dabei zählte ich mich durchaus zu dem talentierten Drittel unseres Kurses. Was würde das nur werden? Gibt es eine Quote die durchkommen muss? Hoffentlich!
Am Tag der Prüfung waren wir alle mehr oder weniger angespannt. Es begann mit einer schriftlichen theoretischen Prüfung. Neben mir saß eine junge Dame und wir hatten zufälligerweise die gleiche Gruppe. Natürlich wollte keiner von uns schummeln, aber aus reiner Gefälligkeit haben wir unsere Ergebnisse verglichen um uns gegenseitig zu unterstützen. Ich war mir meiner Sache sehr sicher. Sie auch. Leider waren etwas mehr als die Hälfte unserer Antworten verschieden, dies bedeutete, dass einer von uns beiden durchfallen musste. Mist, wer wird es wohl sein? Armes Mädchen, hättest du nur auf mich gehört.
Unser Pro sammelte die Fragebögen ein und geleitete uns hinaus zum ersten Abschlag. Was danach folgte möchte ich dem geneigten Leser ersparen. Auf jeden Fall hielten wir uns allesamt an die Etikette, die Einhaltung der Regeln war eine andere Sache und das Zählen, das war etwas sonderlich. Für unsere Zählweise gibt es jedoch eine schlüssige Erklärung. Golf kommt aus dem angelsächsischen Raum und dort gibt es bekanntlich einige Maßeinheiten die bei uns anders sind. Beispielsweise betragen ein Zoll zirka zwei Kommas fünf Zentimeter. Diese Erkenntnis umgelegt auf die Schlagzahl bedeutet das jedes Ergebnis durch zirka drei zu dividieren ist um auf die korrekte Anzahl der Schläge zu kommen. Also hat man auf einem Par 3 bei zwölf Schlägen gerade ein Boogey gespielt. Ist doch einfach. Golf ist einfach ein schönes Spiel, man darf nur nicht alles so eng sehen.
Nach drei gespielten Löchern versammelten wir uns im Clubhaus und erwarteten gespannt das Endergebnis. Überraschung, alle waren durchgekommen, auch meine Sitznachbarin. Ich war einigermaßen erstaunt, wie geht das? Aber diese Frage relativierte sich sehr schnell, denn uns wurde gleichzeitig mit dem PE-Zertifikat eine Anmeldung für eine ermäßigte Mitgliedschaft ausgehändigt. Auf die TE-Ausbildung würden wir ebenfalls eine Ermäßigung erhalten. Golf hat also doch auch einen geschäftlichen Aspekt.
In der Zwischenzeit ist meine Tochter so richtig auf den Geschmack gekommen. Rein durch Zufall entdeckten wir, dass in einem Golfclub ganz in unserer Nähe, jeden Sonntag gratis Kindertraining stattfindet. Das muss man doch ausnützen, noch dazu wenn man so eine sparsame Natur wie ich ist. Ich habe meine Golfausrüstung bei einem Internetdiscounter erstanden, meine Schuhe in einem Supermarkt und Kleinzeug wie Tees, Bälle und Handschuh aus dem Fundus von Werbeartikel zusammengeschnorrt. Alles in allem kostete meine Erstausrüstung soviel wie zwei Paar Markengolfschuhe.
Doch nun eröffneten sich mir ungeahnte Dimensionen für mein Bankkonto. Meine Gattin hat ebenfalls Gefallen am Golfsport gefunden. Man kann jedoch nicht in alten Fetzen auf den Golfplatz gehen und mit Ausrüstungsgegenständen herumlaufen, die jeder zweite auch benutzt. Das sind allerdings schlagende Argumente. So kam es, dass ich täglich nach der Arbeit neue Errungenschaften meiner beiden Mädels bewundern durfte. Es war mir nicht bewusst was es alles mit Markenzeichen und dem Prädikat „golftauglich“ gibt.
Meine Gattin wurde zwischenzeitlich im Sportgeschäft freundlichst mit dem Namen begrüßt, ist ja auch was wert. Meine Tochter darf jederzeit kommen und den ganzen Winter auf der Übungswand im Sportgeschäft spielen, schön. Nur den roten Teppich vom Parkplatz zum Eingang finde ich etwas übertrieben.
Der Pro, den sich meine Gattin engagiert hat, ebnet ihr händisch den Abschlagplatz auf der Drivingrange, sehr zuvorkommend. Und mein Bankbetreuer wurde auch schon zum Vertriebsdirektor befördert.
So hat unsere Golfleidenschaft vielen Menschen Freude bereitet. Golf ist also ein Sport mit einer außerordentlich großen gemeinnützigen Komponente.
Große Freude bereitete mir die Tatsache, dass wir etwas gefunden hatten was die ganze Familie gemeinsam ausüben kann. Dazu wurde ich ebenfalls standesgemäß adaptiert, jetzt kennt mich der Sportartikelhändler auch und meine Hausbank hat zwischenzeitlich einen neuen Vorstand.
Als ich das erste Mal mit meiner Familie am Golfplatz war gingen mir die Augen über. Was war da los? Die Bälle meiner Frau flogen gerade nach vor. Meine Tochter stand im Sandbunker und spielte einen Ball nach dem anderen heraus. Die beiden waren wohl heimlich üben. So ist das also!
Wir entschlossen uns die TE-Prüfung gemeinsam zu machen. Meine Tochter erklärte mir das Spiel aus dem Bunker und meine Frau war so nett mich ständig auf meine Fehler aufmerksam zu machen. Die Pro-Stunden teilten wir uns fair, meine Mädels schlugen die Bälle und ich zahlte. Es war wundervoll wie harmonisch wir auf den gemeinsamen Übungsrunden über das fairway gingen, meine Tochter und meine Gattin plauderten über Gott und die Welt und ich hatte genügend Zeit meine Bälle im Rough oder im Wald zu suchen. Jedenfalls hatte ich viel mehr von unserem Mitgliedsbeitrag, weil ich schließlich auf jeder Runde öfters schlagen durfte als Frau und Tochter. Man muss immer die positive Seite sehen.
Eines Tages, ich verstaute gerade unsere Ausrüstung im Kofferraum, machte mir meine Gattin ein äußerst nettes Kompliment: „Mir ist aufgefallen das du immer besser wirst“, das hat sie jetzt aber wirklich sehr nett gesagt. Ich stieß mir fast den Kopf am Heckklappendeckel vor stolz geschwellter Brust, doch ich wollte wissen ob sie mein kurzes Spiel meint oder meine präzisen Abschläge oder aber meine geradlinigen Putts.
Ihre trockene Antwort war jedoch: „Du hast jetzt viel weniger Rasensamen in den Socken als früher!“. Auf was Frauen alles schauen ist doch merkwürdig.
Am Tag der Prüfung waren wir alle mehr oder weniger angespannt. Es begann mit einer schriftlichen theoretischen Prüfung. Neben mir saß eine junge Dame und wir hatten zufälligerweise die gleiche Gruppe. Natürlich wollte keiner von uns schummeln, aber aus reiner Gefälligkeit haben wir unsere Ergebnisse verglichen um uns gegenseitig zu unterstützen. Ich war mir meiner Sache sehr sicher. Sie auch. Leider waren etwas mehr als die Hälfte unserer Antworten verschieden, dies bedeutete, dass einer von uns beiden durchfallen musste. Mist, wer wird es wohl sein? Armes Mädchen, hättest du nur auf mich gehört.
Unser Pro sammelte die Fragebögen ein und geleitete uns hinaus zum ersten Abschlag. Was danach folgte möchte ich dem geneigten Leser ersparen. Auf jeden Fall hielten wir uns allesamt an die Etikette, die Einhaltung der Regeln war eine andere Sache und das Zählen, das war etwas sonderlich. Für unsere Zählweise gibt es jedoch eine schlüssige Erklärung. Golf kommt aus dem angelsächsischen Raum und dort gibt es bekanntlich einige Maßeinheiten die bei uns anders sind. Beispielsweise betragen ein Zoll zirka zwei Kommas fünf Zentimeter. Diese Erkenntnis umgelegt auf die Schlagzahl bedeutet das jedes Ergebnis durch zirka drei zu dividieren ist um auf die korrekte Anzahl der Schläge zu kommen. Also hat man auf einem Par 3 bei zwölf Schlägen gerade ein Boogey gespielt. Ist doch einfach. Golf ist einfach ein schönes Spiel, man darf nur nicht alles so eng sehen.
Nach drei gespielten Löchern versammelten wir uns im Clubhaus und erwarteten gespannt das Endergebnis. Überraschung, alle waren durchgekommen, auch meine Sitznachbarin. Ich war einigermaßen erstaunt, wie geht das? Aber diese Frage relativierte sich sehr schnell, denn uns wurde gleichzeitig mit dem PE-Zertifikat eine Anmeldung für eine ermäßigte Mitgliedschaft ausgehändigt. Auf die TE-Ausbildung würden wir ebenfalls eine Ermäßigung erhalten. Golf hat also doch auch einen geschäftlichen Aspekt.
In der Zwischenzeit ist meine Tochter so richtig auf den Geschmack gekommen. Rein durch Zufall entdeckten wir, dass in einem Golfclub ganz in unserer Nähe, jeden Sonntag gratis Kindertraining stattfindet. Das muss man doch ausnützen, noch dazu wenn man so eine sparsame Natur wie ich ist. Ich habe meine Golfausrüstung bei einem Internetdiscounter erstanden, meine Schuhe in einem Supermarkt und Kleinzeug wie Tees, Bälle und Handschuh aus dem Fundus von Werbeartikel zusammengeschnorrt. Alles in allem kostete meine Erstausrüstung soviel wie zwei Paar Markengolfschuhe.
Doch nun eröffneten sich mir ungeahnte Dimensionen für mein Bankkonto. Meine Gattin hat ebenfalls Gefallen am Golfsport gefunden. Man kann jedoch nicht in alten Fetzen auf den Golfplatz gehen und mit Ausrüstungsgegenständen herumlaufen, die jeder zweite auch benutzt. Das sind allerdings schlagende Argumente. So kam es, dass ich täglich nach der Arbeit neue Errungenschaften meiner beiden Mädels bewundern durfte. Es war mir nicht bewusst was es alles mit Markenzeichen und dem Prädikat „golftauglich“ gibt.
Meine Gattin wurde zwischenzeitlich im Sportgeschäft freundlichst mit dem Namen begrüßt, ist ja auch was wert. Meine Tochter darf jederzeit kommen und den ganzen Winter auf der Übungswand im Sportgeschäft spielen, schön. Nur den roten Teppich vom Parkplatz zum Eingang finde ich etwas übertrieben.
Der Pro, den sich meine Gattin engagiert hat, ebnet ihr händisch den Abschlagplatz auf der Drivingrange, sehr zuvorkommend. Und mein Bankbetreuer wurde auch schon zum Vertriebsdirektor befördert.
So hat unsere Golfleidenschaft vielen Menschen Freude bereitet. Golf ist also ein Sport mit einer außerordentlich großen gemeinnützigen Komponente.
Große Freude bereitete mir die Tatsache, dass wir etwas gefunden hatten was die ganze Familie gemeinsam ausüben kann. Dazu wurde ich ebenfalls standesgemäß adaptiert, jetzt kennt mich der Sportartikelhändler auch und meine Hausbank hat zwischenzeitlich einen neuen Vorstand.
Als ich das erste Mal mit meiner Familie am Golfplatz war gingen mir die Augen über. Was war da los? Die Bälle meiner Frau flogen gerade nach vor. Meine Tochter stand im Sandbunker und spielte einen Ball nach dem anderen heraus. Die beiden waren wohl heimlich üben. So ist das also!
Wir entschlossen uns die TE-Prüfung gemeinsam zu machen. Meine Tochter erklärte mir das Spiel aus dem Bunker und meine Frau war so nett mich ständig auf meine Fehler aufmerksam zu machen. Die Pro-Stunden teilten wir uns fair, meine Mädels schlugen die Bälle und ich zahlte. Es war wundervoll wie harmonisch wir auf den gemeinsamen Übungsrunden über das fairway gingen, meine Tochter und meine Gattin plauderten über Gott und die Welt und ich hatte genügend Zeit meine Bälle im Rough oder im Wald zu suchen. Jedenfalls hatte ich viel mehr von unserem Mitgliedsbeitrag, weil ich schließlich auf jeder Runde öfters schlagen durfte als Frau und Tochter. Man muss immer die positive Seite sehen.
Eines Tages, ich verstaute gerade unsere Ausrüstung im Kofferraum, machte mir meine Gattin ein äußerst nettes Kompliment: „Mir ist aufgefallen das du immer besser wirst“, das hat sie jetzt aber wirklich sehr nett gesagt. Ich stieß mir fast den Kopf am Heckklappendeckel vor stolz geschwellter Brust, doch ich wollte wissen ob sie mein kurzes Spiel meint oder meine präzisen Abschläge oder aber meine geradlinigen Putts.
Ihre trockene Antwort war jedoch: „Du hast jetzt viel weniger Rasensamen in den Socken als früher!“. Auf was Frauen alles schauen ist doch merkwürdig.