Meine erste Turnierteilnahme


Am Tag nach meiner bestandenen PE-Prüfung fühlte ich mich, trotz des Bewusstseins das ich nicht wirklich Golfen konnte erleichtert. Am Weg zu meinem Zimmer traf ich meinen Chef. „Und? Bestanden?“, erkundigte er sich. „Ja, aber …“, bevor ich etwas erwidern konnte wurde ich mit einer erschreckenden Tatsache konfrontiert, „Super, ich habe dich übermorgen für ein Kundenturnier im Fontana angemeldet“, verkündete er mir freudig.

Turnier! Fontana! Ich?

Nein, das muss ein Irrtum sein. Ich habe Platzerlaubnis, nicht Turniererlaubnis. „Du brauchst dir keine Gedanken machen. Es ist ein Einladungsturnier. Du spielst so oder so!“ Hervorragend, die Blamage ist vorprogrammiert. Was tun?

Ich hatte exakt zwei Tage Zeit. Also ging ich an diesem Tag früher und konsultierte an Nachmittag meinen Pro. „Aha, Fontana. Das ist keine gute Idee.“ Meinte dieser schmunzelnd. Meinen Wunsch mich in die Geheimnisse der Hölzer einzuweihen überging er geflissentlich, „Solang du mit den Eisen nicht umgehen kannst brauchst du die Hölzer gar nicht auspacken“, war sein einziger Kommentar. Auch gut. Hier gab es offensichtlich keine Unterstützung, wozu zahle ich ihn eigentlich? Also übte ich emsig und schaffte es auch mit meinem Driver den hoch aufgeteeten Ball zu treffen. Wo dieser dann hinflog war eine andere Geschichte.

Der Tag des Turniers kam. Es ließ mich kalt, wozu sollte ich nervös sein. Sollte ich halt um ein paar Schläge mehr brauchen als vorgesehen, davon geht die Welt auch nicht unter.

Natürlich ausschließlich zu Orientierungszwecken fand ich mich als einer der ersten Teilnehmer im Golfclub Fontana ein. Ich organisierte mir zuallererst ein birdiebook. Ein hervorragende Erfindung, jedes Loch ist exakt beschrieben. Während ich genüsslich an meinem Kaffee schlürfte malte ich mir aus wie ich die Löcher spielen würde. Eigentlich ganz einfach, zwei mal hundertfünfzig Meter gerade vor, ein siebzig Meter Annäherungsschlag, ein kurzer Pitch und schon wäre ich am Grün. Ein oder zwei Putts und fertig. So einfach sieht, näher betrachtet jedes Loch aus. Langsam wurde ich beruhigter, denn selbst wenn ich pro Loch durchschnittlich einen Schlag verpatzen würde wären dies pro Loch zwei Punkte laut Stableford. Na, ihr werdet schön schauen!

Während meine Vorfreude immer größer wurde trafen die ersten Spieler ein. Offensichtlich vollzogen alle ein fix einstudiertes Ritual. Anmelden im Sekretariat, auf das Übungsgrün zwecks Putting Training, Kopfschütteln, etwas Chippen, Kopfschütteln, auf die Drivingrange, Kopfschütteln.

Ich ließ das Einspielen weg, schüttelte lediglich ausgiebig meinen Kopf und begab mich auf das erste Tee. In den letzten beiden Tagen hatte ich mich ohnedies ausgiebig eingespielt.

Auf Tee Nummer Eins traf ich meine Flightpartner. Rasch noch ein Händeschütteln und Vorstellen: „Brigitte 32“, „Erich 20“ und „Martin 22“, aha, dann war ich also „Christian 54“.

Erich begann. Als bester Spieler hatte er die Ehre zu beginnen. Sein Ball stieg und stieg und verschwand links hinter einem Hügel. Ob das wirklich gescheit war. Brigitte und Martin schossen ebenfalls hinter den Hügel. Na, dann wollen wir mal. Ich nahm meinen Driver, mit einem Fünfer Eisen wollte ich mich schließlich nicht blamieren, das mickrige Staberl ließ ich wohlweislich im Bag, schwang durch und schmetterte mit aller Kraft meinen Ball rechts ins Gebüsch. So ganz geplant war dies allerdings nicht, aber passiert ist eben passiert. Gezielter Griff zum Pitching Wedge und fünf Meter weiter vor im Gebüsch, Mist. Siebener Eisen und voll drauf, der Ball stieg sogar, flog quer über das Fairway und landete außerhalb der linken Begrenzung. Droppen, Siebener Eisen und schon war ich auf gleicher Höhe wie meine Partner.

Verschnaufpause, weil ich am weitesten vorne lag. Meine Mitspieler legten sich alle den Ball kurz vor das erste Grün. Gut, dann werde ich dies auch tun, schließlich ist man ja lernfähig. Heimlich beobachtete ich welches Eisen die anderen verwendeten. Nummer Fünf war also die Geheimwaffe gewesen. Nummer Fünf brachte mich schnurgerade in einen Sandbunker.

Sandbunker, sagte ich? Was sich mir nach Annäherung darbot war ein Krater, so was habe ich noch nie gesehen. Gehört der wirklich hier her? Also kletterte ich in die Tiefe, schätzte in Ermangelung freier Sicht, die Richtung und grub den Bunker mit einigen gezielten Schlägen etwas tiefer. Als ich raus kletterte hatte ich weitere „zirka“ fünf Schläge verbraucht und den Sand bis in die Unterhose. Nicht schlimm, dafür lag ich mitten am Fairway. Um die anderen nicht unnötig aufzuhalten entschloss ich mich den Ball aufzuheben und das Loch zu streichen. Die restlichen Löcher habe ich leider vergessen, wahrscheinlich ist nichts Besonderes vorgekommen, sonst könnte ich mich sicher erinnern.

Trotzdem hatten wir viel Spaß auf der Runde. Ich war glücklicherweise mit zirka zwanzig Bällen eingedeckt. Sechs Stück habe ich heimgebracht. Dass ich am Start drei Bälle geschenkt bekam möchte ich hier lieber verschweigen.

Viele Leute schwärmen von Fontana. Ich verstehe das nicht. Überall hat der Golfclub Sandbunker, wo man sie nicht braucht, Löcher mit unebenen Grüns rundherum und überdies zahlreiche Wasserhindernisse, die immer gerade dort auftauchen wo man sie am wenigsten vermutet. Alles in allem denkbar ungeeignet um eine entspannte Runde zu drehen.

In der Wertung schien ich nicht auf, aber wer will sich schon groß hervortun. Außerdem war dies ein Kundenturnier und wer will schließlich seine Kunden deprimieren.



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